Die Landwirtschaft als Berufszweig

Die Landwirtschaft als Berufszweig 

Ein schönes altes Haus mit viel Holz und Blumenkästen an den Fenstern, Kühe auf der Weide, ein paar Schweine und Ferkel im Stall, ein romantisches Hoflädchen mit eigenen Erzeugnissen und Hühner, die fröhlich gackernd im Hof herumlaufen – so stellen sich viele das idyllische Leben auf dem Bauernhof vor. 

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Die Realität sieht jedoch anders aus. Mit dem romantischen Bauernhofidyll hat ein heutiger Agrarbetrieb nicht mehr viel zu tun. Nur eines hat sich nicht geändert: Früher wie heute muss der Bauer viel und hart für sein täglich Brot arbeiten. 

Die Landwirtschaft als Berufszweig

Die Landwirtschaft trägt einen wichtigen Anteil zur wirtschaftlichen Leistung Deutschlands bei. Hierzulande gibt es rund 360.000 landwirtschaftliche Betriebe. Zusammen bewirtschaften sie knapp 17 Millionen Hektar Land. Ein Hektar entspricht ungefähr der Größe eines Fußballfeldes. Über die Hälfte der Fläche wird dabei aber von rund 10 Prozent Großbetrieben bestellt. Ein Großbetrieb ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit mehr als 100 Hektar Land. 

Doch heißt das im Umkehrschluss, dass sich die Landwirtschaft nur noch für Großbetriebe lohnt? Ganz so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Tatsächlich ist es so, dass ein Betrieb entweder eine gewisse Größe oder sich spezialisiert haben muss, damit er sich rechnet. Andernfalls sind die Ausgaben für beispielsweise landwirtschaftliche Maschinen so hoch, dass der Betrieb kaum wirtschaftlich arbeiten kann. 

Gleichzeitig ist ein Landwirt heute darauf angewiesen, Maschinen einzusetzen oder gleich ganze Arbeitsabläufe zu automatisieren. Während ein Landwirt nämlich um 1900 gerade einmal vier Personen ernährte, waren es 50 Jahre später schon 19 und heute sind es über 130. 

Den guten alten Bauernhof in idyllischer Lage und mit jeder Menge ländlicher Romantik gibt es heute praktisch nicht mehr. Und falls er sich doch noch irgendwo findet, dann wird der Betrieb entweder im Nebenjob oder als Hobby betrieben. Das bedeutet, der Bauernhof läuft nebenher, der Lebensunterhalt wird aber an anderer Stelle erwirtschaftet. 

Der Landwirt von heute ist mehr Manager als Bauer

Mit den Hühnern aufstehen und auf dem Feld oder im Stall ackern bis die Sonne untergeht, das war viele Jahrhunderte lang der typische Alltag eines Bauern. Spielte das Wetter nicht mit oder waren die Böden ausgemergelt, konnte es passieren, dass es trotz der vielen harten Arbeit kaum zum Leben reichte. 

Auch heute haben es Landwirte alles andere als einfach. Moderne Maschinen, Hightech-Gewächshäuser und eine große Auswahl an Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln sorgen zwar dafür, dass Landwirte nicht mehr komplett vom Wetter und der Fruchtbarkeit der Böden abhängig sind. Auch die körperliche Arbeit ist sicher nicht mehr mit früher zu vergleichen. Dafür gibt es aber andere, neue Herausforderungen. 

So muss ein Landwirt stets auf dem neuesten Stand bleiben, Verordnungen und Auflagen berücksichtigen und auch flexibel genug sein, um seinen Betrieb umzustellen oder auf unwirtschaftliche Zweige zu verzichten. Immer neue Anbaumethoden und der permanente Fortschritt in Sachen Technik führen dazu, dass Maschinen und Fahrzeuge ähnlich schnell veralten wie Computer und Handys. 

Hinzu kommen die enorm hohen Investitionskosten. So ist beispielsweise ein Mähdrescher so teuer, dass es sich schon für viele mittelgroße Betriebe nicht lohnt, einen eigenen zu kaufen. Ein Vollzeit-Landwirt von heute ist deshalb oft nicht mehr unbedingt Bauer, sondern muss vielmehr in die Rolle eines Managers schlüpfen.   

Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt

In Deutschland liefert die Landwirtschaft praktisch alles, was für das tägliche Leben notwendig ist, angefangen bei Obst und Gemüse über Milch, Eier und Fleisch bis hin zu Mehl und Zucker. Welche Lebensmittel, die im Einkaufswagen landen, aber tatsächlich aus Deutschland stammen, lässt sich oft kaum nachvollziehen. Nicht nur innerhalb der EU, sondern weltweit werden Waren importiert und exportiert. Die Waren müssen zwar gekennzeichnet sein, aber manchmal können selbst Fachleute die Herkunft kaum noch bestimmen. 

Dies lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen. Damit sich ein Schinken Schwarzwälder Schinken nennen darf, muss er im Schwarzwald geräuchert, geschnitten und verpackt worden sein. Woher das Tier stammt, wo es aufgewachsen ist und wo es geschlachtet wurde, lässt sich aus der Bezeichnung aber nicht erschließen. Noch komplizierter wird es, wenn der Schinken lediglich ein Schinken nach Schwarzwälder Art ist. In diesem Fall kann er nämlich von überall her kommen.

In jüngerer Vergangenheit zeichnet sich der Trend ab, dass immer mehr Verbraucher nicht nur qualitativ hochwertige Lebensmittel wollen, sondern auch wissen möchten, woher ihre Nahrung kommt. Folglich steigt die Nachfrage nach regionalen Produkten. Der Einkauf von regionalen Produkten unterstützt natürlich die Landwirte vor Ort. Er bedeutet aber auch, dass die Verbraucher wieder lernen müssen, saisonal zu kochen und zu essen. Spargel, Erdbeeren, Kirschen oder Pilze gibt es in Deutschland nun einmal nicht das ganze Jahr über.   

Die Landwirtschaft und der Tourismus 

Die Landwirtschaft erzeugt schon lange nicht mehr nur Lebensmittel. Viele Betriebe haben mittlerweile auf Biogas und ähnliche Anlagen umgestellt und erzeugen nun Energie. Zudem wird die Landwirtschaft für den Tourismus immer wichtiger. 

Ein Grund hierfür ist, dass Wiesen, Felder, Weiden und Wälder das Landschaftsbild prägen und so sicherstellen, dass ländliche Gegenden das Pendant zu Großstädten bleiben. Ein anderer Grund ist, dass eine Urlaubsform ihr großes Comeback feiert, nämlich der Urlaub auf dem Bauernhof. 

Statt moderne Hotels, überfüllte Strände und hektisches Partytreiben möchten vor allem Familien mit Kindern ihren Urlaub auf dem Lande und in der Natur verbringen. Und wer weiß, vielleicht wird es auch den typischen Bauernhof von früher bald wieder öfter geben, wenn auch mehr als Pension denn als landwirtschaftlicher Betrieb.

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