Im Vorstellungsgespräch auf „Erzählen Sie uns etwas über sich“ geschickt antworten, 2. Teil
„Erzählen Sie uns etwas über sich.“ – Eine Aufforderung in diesem Stil hört ein Bewerber in praktisch jedem Vorstellungsgespräch. Die sogenannte Selbstpräsentation oder Selbstdarstellung ist ein fester Bestandteil von Bewerbungsgesprächen und Jobinterviews. Denn sie liefert dem Personaler wichtige Informationen und nützliche Erkenntnisse über den Bewerber.
Andersherum bietet sie dem Bewerber die Chance, sich als passende Besetzung für die freie Stelle zu präsentieren.
In einem zweiteiligen Beitrag geben wir Tipps, wie der Bewerber die Frage nach der Selbstvorstellung geschickt beantworten kann. Dabei haben wir im 1. Teil den Sinn und Zweck der Frage erklärt und gezeigt, was eine gelungene Selbstpräsentation ausmacht.
Hier ist der 2. Teil!:
Inhalt
Die 3 größten Fehler bei der Selbstpräsentation
Für eine überzeugende Selbstvorstellung gibt es eine recht einfache Formel. Sie lautet: Ich bin – ich kann – ich will. Diese Botschaften sollten die Ausführungen des Bewerbers vermitteln.
Es geht also darum, dass der Bewerber in maximal fünf Minuten vermittelt, was ihn als Person ausmacht, welche Qualifikationen, Kenntnisse und Eigenschaften er zu bieten hat und warum er das Team gut ergänzen kann.
Im Optimalfall berichtet der Bewerber dabei zwar über sich, schafft aber gleichzeitig eine Verbindung zu den Anforderungen, die der Job und der Arbeitgeber stellen.
Daraus wiederum ergeben sich einige Stolpersteine, die der Bewerber unbedingt vermeiden sollte:
Den Lebenslauf nachbeten
Auch wenn der Personaler den Bewerber scheinbar harmlos dazu auffordert, etwas über sich zu erzählen und über sein Leben zu berichten, möchte er nicht die ganze Lebensgeschichte hören. Genauso wenig hat er Interesse an einer vollständigen Wiederholung des Lebenslaufs.
Die einzelnen Stationen kennt der Personaler bereits. Schließlich erfolgte anhand der Bewerbungsunterlagen eine Vorauswahl, die dem Bewerber die Einladung zum Vorstellungsgespräch überhaupt erst eingebracht hat.
Und wenn es dem Personaler nur um den Werdegang ginge, könnte er sich den Lebenslauf und die Arbeitszeugnisse jederzeit selbst noch einmal durchlesen.
Das Ziel der Selbstpräsentation ist, den Personaler zu begeistern und zu überzeugen. Doch das wird kaum gelingen, wenn der Bewerber sachlich seinen Werdegang herunterbetet.
Wichtig ist deshalb, dass sich der Bewerber für drei, vier wirklich wichtige und prägende Erlebnisse oder Erfahrungen entscheidet, die seinen beruflichen Weg beeinflusst haben.
Welche Station hat ihn weitergebracht? Bei welchem Praktikum, Job, Ehrenamt oder Hobby konnte er wertvolle Erfahrungen sammeln, die ihm auch bei der ausgeschriebenen Stelle zugutekommen werden? Welches Ereignis hat seine Motivation für diesen Beruf entfacht?
Verknüpft der Bewerber solche Etappen miteinander, ergibt sich ein roter Faden. Und am besten führt dieser rote Faden nun so weiter, dass die angestrebte Stelle der nächste logische Schritt im Werdegang ist.
Mit leeren Floskeln argumentieren
Die Selbstpräsentation soll dazu dienen, dass sich der Bewerber vorstellt. Es geht also um ihn als Mensch und Persönlichkeit. Auf leere Floskeln und Standardphrasen sollte er deshalb verzichten.
Erklärungen wie „Ich bin sehr motiviert, ehrgeizig und finde schnell Anschluss.“ sind zu vage und sagen letztlich kaum etwas über den Bewerber aus. Wichtig ist deshalb, dass der Bewerber konkrete Beispiele benennt.
Wie äußert sich seine Motivation? Bei welcher Gelegenheit konnte er zeigen, dass er sich gut in eine Gruppe integrieren kann?
Neben den Inhalten liefert auch die Art, wie der Bewerber etwas sagt, Hinweise auf seine Persönlichkeit. Aus diesem Grund sollte er Einschränkungen vermeiden. Wörter wie „eigentlich“ oder „ziemlich“ werten eine Aussage ab und nehmen einer Fähigkeit oder Eigenschaft die Kraft.
Hinweise wiederum wie „ohne übertreiben zu wollen“ oder „ich hoffe, es klingt nicht überheblich, wenn ich sage …“ bewirken genau das Gegenteil von dem, was der Bewerber erreichen möchte. Denn dadurch, dass er es betont, kommt er gerade arrogant rüber.
Der Bewerber sollte also selbstbewusst und souverän vermitteln, was er kann. Es gibt keinen Grund, die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten schon im Vorfeld zu relativieren.
Zu bescheiden sein oder übertreiben
Bescheidenheit gilt als Tugend. Doch der sonst lobenswerte Charakterzug kann sich bei der Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch als Nachteil entpuppen. Stellt der Bewerber sein Licht zu sehr unter den Scheffel, kann der Personaler darin eine Schwäche sehen.
Möglicherweise vermutet er hinter der vornehmen Zurückhaltung zu wenig Durchsetzungsvermögen und zu viel Unsicherheit. Vielleicht befürchtet der Personaler auch mangelnde Motivation, weil sich der Bewerber nicht in richtig ins Zeug legt.
Die Selbstvorstellung ist unterm Strich nichts anderes als Werbung in eigener Sache. Der Bewerber möchte seine Vorzüge in den Mittelpunkt stellen. Deshalb sollte er selbstbewusst argumentieren. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass er andersherum übertreiben darf.
Er sollte seine Fähigkeiten nicht ausschmücken und keine Versprechen geben, die er nicht halten kann.
Hakt der Personaler nach, kann es sehr peinlich werden, wenn der Bewerber die Rückfragen dann nicht mehr beantworten kann oder ins Stottern gerät. Genauso negativ wird es, wenn sich der Bewerber in Widersprüche verstrickt.
Er sollte also ehrlich bleiben. Wenn er den Job wirklich will, wird der Personaler die Motivation bemerken, ohne dass der Bewerber übertreiben muss.
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