Worauf achten Personaler bei einer Bewerbung?
Wenn ein Unternehmen eine Stelle ausgeschrieben hat, landen auf dem Schreibtisch des Personalers mitunter mehrere hundert Bewerbungen. Deshalb kann sich ein Personaler unmöglich stundenlang mit jeder einzelnen Bewerbung beschäftigen und sich jede Bewerbungsmappe ganz genau anschauen. Stattdessen kann er die Bewerbungen zunächst einmal nur kurz überfliegen.

Dabei wiederum achtet er darauf, ob gewisse Kriterien erfüllt sind. Natürlich hat jeder Personaler seine eigenen Punkte, auf die er persönlich besonders viel Wert legt.
Aber es gibt auch ein paar grundlegende Anforderungen, die immer an eine Bewerbung gestellt werden. Nur: Worauf achten Personaler bei einer Bewerbung? Wie sollte eine Bewerbungsmappe gestaltet sein, damit sie nicht direkt wieder auf den Stapel mit den Absagen wandert?
Die folgende Übersicht nennt die 5 wichtigsten Kriterien, auf die Personaler bei einer Bewerbung Wert legen:
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Inhalt
- 1 Die Optik
- 2 Die Grundregeln
- 3 Das Bewerbungsanschreiben
- 4 Der Lebenslauf
- 5 Die Vollständigkeit und der Verzicht auf Überflüssiges
- 6 Worauf achten Personaler – die oft übersehenen Kriterien
- 6.1 Passgenauigkeit & Cultural Fit sichtbar machen
- 6.2 Substanz statt Buzzwords – Erfolge quantifizieren
- 6.3 Konsistenz über alle Kanäle
- 6.4 ATS-Tauglichkeit & Dateihygiene
- 6.5 10) Bewerbungsfoto: professionell oder weglassen
- 6.6 11) Lücken, Wechsel, Quereinstieg – souverän erklären
- 6.7 Gehaltsrahmen & Verfügbarkeit klug platzieren
- 6.8 Vollständigkeit plus Relevanz – mit System
- 6.9 Online-Reputation & „Social Proof“
- 6.10 Sprache, Stil, Struktur – kleine Dinge mit großer Wirkung
- 6.11 Follow-up, aber mit Mehrwert
- 6.12 Praktische Bausteine
- 6.13
- 6.14 Ähnliche Beiträge
Die Optik
Die Bewerbung ist die erste Arbeitsprobe, die der Bewerber beim Unternehmen abliefert. Gleichzeitig ist die Bewerbung meistens der Weg, durch den der Bewerber zum ersten Mal überhaupt mit dem Unternehmen in Kontakt tritt. Deshalb hat das altbewährte Motto “Der erste Eindruck zählt.” auch bei einer Bewerbung seine Gültigkeit.
Wenn der Personaler den Briefumschlag öffnet und ihm ein wildes Durcheinander aus irgendwelchen Unterlagen und Dokumenten entgegenfliegt, wird er die Bewerbung direkt wieder weglegen.
Gleiches gilt, wenn die Unterlagen schmutzig, zerknittert, mit Eselsohren oder anderweitig beschädigt und unansehnlich daherkommen. Auch kaum lesbare Kopien, eine abgegriffene Bewerbungsmappe oder Unterlagen, die offensichtlich schon mehrere Male im Umlauf waren, sind echte K.O.-Kriterien für eine Bewerbung.
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Die Grundregeln
Bei Bewerbungen haben sich ein paar Standards etabliert und diese Standards möchte ein Personaler erfüllt wissen. Zu den Grundregeln gehört, dass die Unterlagen sauber und ordentlich in die Bewerbungsmappe eingeordnet werden.
Den Anfang macht dabei der Lebenslauf, danach kommen die Zeugnisse und Qualifikationsnachweise. Sie werden in der Reihenfolge abgeheftet, in der sie auch im Lebenslauf genannt sind.
Das Bewerbungsanschreiben gehört nicht in die Bewerbungsmappe, sondern liegt lose obendrauf. Das Anschreiben ist eine DIN A4 Seite lang, der Lebenslauf umfasst höchstens zwei Seiten.
Die gesamten Bewerbungsunterlagen sollten in einem Layout gestaltet sein, das ansprechend aussieht und gleichzeitig einen seriösen und professionellen Eindruck vermittelt.
Im Zweifel ist es dabei ein schlichtes Design besser als ein ausgefallenes. Besonders kreativ oder originell gestaltete Bewerbungen werden aus der Masse zwar sicher hervorstechen. Bei vielen Personalern sind sie aber nicht unbedingt gerne gesehen.

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Das Bewerbungsanschreiben
Das Anschreiben beginnt mit dem Briefkopf des Bewerbers, in dem sein Name und seine Kontaktdaten stehen. Darunter folgen die Empfängerdaten, das Datum und die Betreffzeile.
Die Betreffzeile wird fett gedruckt und gibt an, um welche Stelle sich der Bewerber bewirbt und wo er die Stellenanzeige gefunden hat.
Der eigentliche Text beginnt mit der Anredeformel, die sich aus “Sehr geehrte/r Frau/Herr” und dem (richtig geschriebenen!) Namen des Personalers zusammensetzt.
Nach der Anrede wird ein Komma gesetzt und das erste Wort des nächsten Satzes wird kleingeschrieben, es sei denn, es ist ein Substantiv oder ein Anredepronomen.
Der Personaler möchte im Einleitungssatz aber nicht lesen, dass der Bewerber die Stellenanzeige mit großem Interesse gelesen oder sich von der Stellenanzeige sofort angesprochen gefühlt hat und sich deshalb hiermit um die Stelle bewirbt.
Interesse an der Stelle setzt der Personaler als selbstverständlich voraus. Um welche Stelle es geht, steht schon im Betreff und eine Bewerbung erkennt der Personaler auch ohne den Hinweis des Bewerbers.
Den Personaler interessiert vielmehr, ob und wie das Anschreiben folgende Fragen beantwortet:
Warum möchte der Bewerber gerade diese Stelle bei ausgerechnet diesem Unternehmen haben? Was bringt er an Können und Wissen für die Stelle mit? Warum könnte dieser Bewerber die ideale Besetzung sein?
Leere Floskeln, irgendwelche Behauptungen ohne konkrete Beispiele, Standardformulierungen oder eine reine Wiederholung des Lebenslaufs werden den Personaler aber nicht überzeugen.
Der Bewerber sollte sich also überlegen, wie er überzeugend und auf den Punkt gebracht aufzeigen kann, was ihn für die Stelle qualifiziert und motiviert.

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Der Lebenslauf
Beim Lebenslauf ist entscheidend, dass er klar strukturiert und übersichtlich gegliedert ist. Viele Personaler werfen als erstes einen Blick auf den Lebenslauf, um in Erfahrung zu bringen, ob der Bewerber die notwendigen Qualifikationen mitbringt.
Dabei erwarten sie, dass sie die für sie relevanten Infos (z.B. zur Ausbildung, den beruflichen Stationen oder den Fremdsprachenkenntnissen) schnell finden und auf einen Blick erfassen können.
Ein chaotischer Lebenslauf mit nichtssagenden Stichwörtern oder langatmigen Formulierungen, der es kaum möglich macht, sich einen Überblick zu verschaffen, kann das Aus, für die Bewerbung bedeuten.
Ähnliches gilt, wenn sich der Bewerber für einen Schnappschuss von der letzten Familienfeier oder irgendein anderes Bild als Bewerbungsfoto entscheidet.
Wenn der Bewerber mit seinem Foto punkten will, dann muss es ein seriös und professionell wirkendes Bewerbungsfoto sein.
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Die Vollständigkeit und der Verzicht auf Überflüssiges
Zeugnisse, Zertifikate und andere Qualifikationsnachweise machen die Bewerbungsmappe komplett. Grundsätzlich gilt, dass die Unterlagen vollständig sein sollten, denn sie dienen als Belege für die Stationen und Angaben, die im Lebenslauf stehen.
Allerdings sollte die Bewerbungsmappe die Qualifikation und die Eignung für die ausgeschriebene Stelle auf den Punkt bringen und nicht zu einem dicken Ordner werden, der die gesamte bisherige Lebensgeschichte erzählt.
Deshalb sollte der Bewerber Zeugnisse und Nachweise, die schon sehr alt sind oder nichts mit dem Job zu tun haben, weglassen. Ein Bewerber mit 20-jähriger Berufspraxis kann also guten Gewissens auf sein Schulabschlusszeugnis oder Praktikumsnachweise aus Jugendtagen verzichten.
Auch die Fähigkeit, Wichtiges von Überflüssigem zu unterscheiden, ist eine Eigenschaft, die viele Pluspunkte einbringen kann.
Extra-Tipp:
Aus Sicht vieler Personaler ist ein Deckblatt ebenfalls eine überflüssige Seite in der Bewerbungsmappe, denn es liefert keine neuen Infos. Die Kontaktdaten stehen im Anschreiben und für das Bewerbungsfoto ist im Lebenslauf meist ausreichend Platz vorhanden.

Worauf achten Personaler – die oft übersehenen Kriterien
Passgenauigkeit & Cultural Fit sichtbar machen
Personaler prüfen, ob deine Arbeitsweise zu Team, Führung und Prozesslandschaft passt. Das erkennt man an Beispielen – nicht an Schlagworten.
– Formuliere 1–2 kurze Belege aus der Praxis: „Agile Übergabe statt Ping-Pong: In Projekt X habe ich mit Product Owner und QA wöchentliche Demos etabliert, wodurch die Fehlerrate um 18 % sank.“
– Greife Werte aus der Ausschreibung auf: („Eigenverantwortung“, „Hands-on“, „strukturierte Kommunikation“) und verknüpfe sie mit Situationen aus deinem Alltag. So wird Passung greifbar.
Substanz statt Buzzwords – Erfolge quantifizieren
Aussagen ohne Wirkung verpuffen. Den Unterschied machen Zahlen, Zeit, Qualität.
– Nutze die STAR-Logik (Situation, Task, Action, Result).
Beispiel: „Kundensupport optimiert“ wird zu „Neues Help-Center konzipiert und in 6 Wochen live gebracht; Self-Service-Quote +32 %, First-Response-Time −41 %.“
– Zwei bis drei solcher Impact-Bullets pro Station reichen – sie sind beim Schnellscan sofort sichtbar.
Konsistenz über alle Kanäle
Recruiter gleichen Angaben ab: Lebenslauf ↔ Anschreiben ↔ LinkedIn/XING ↔ Portfolio. Unstimmigkeiten kosten Vertrauen.
– Daten (Zeitspannen, Jobtitel, Tech-Stack) überall identisch halten.
– LinkedIn/XING: prägnanter About-Text, 5–8 Skills, 2–3 Referenzen, Link auf Arbeitsproben.
– Portfolio/Case-Links im Lebenslauf anklickbar einfügen (PDF mit aktiven Links).

ATS-Tauglichkeit & Dateihygiene
Viele Unternehmen nutzen Applicant-Tracking-Systeme.
Sorge für maschinenlesbare Unterlagen:
– Lebenslauf als „echter“ Text-PDF (keine eingescannten Bilder); klare Hierarchie (H2/H3, Listen), Standard-Schrift, keine Text in Grafiken.
– Dateinamen: Nachname_Vorname_Lebenslauf_2025-06.pdf, …_Anschreiben_Jobtitel.pdf.
– Metadaten pflegen (Dokumenttitel, Autor) – kleine, aber professionelle Signale.
– Schreibe Absätze so, dass sie in sich vollständig sind (ein klarer, eigenständiger Informationsblock).
Das hilft sowohl Menschen beim Querlesen als auch Systemen, einzelne Textpassagen korrekt zu verarbeiten.
10) Bewerbungsfoto: professionell oder weglassen
Wenn Foto: authentisch, neutraler Hintergrund, gutes Licht, aktueller Look. Kein Freizeit-Bild, kein starker Filter. In internationalen Kontexten ist ohne Foto oft Standard – dann fokussieren Personaler sich stärker auf Skills und Ergebnisse.
11) Lücken, Wechsel, Quereinstieg – souverän erklären
Lücken sind kein K. O.-Kriterium, solange du sie proaktiv und wertschätzend einordnest.
– Kurzbegründung + Lernergebnis: „Pflege eines Angehörigen (10/2023–03/2024); berufsbegleitende Weiterbildung in Excel-Automation.“
– Bei häufigen Wechseln die rote Linie betonen: Welche Fähigkeit hast du konsequent ausgebaut?
– Quereinstieg: Transfer-Skills + aktuelle Arbeitsprobe verlinken.
Gehaltsrahmen & Verfügbarkeit klug platzieren
Wenn gefordert, nenne Range statt Fixwert und verknüpfe sie mit Rolle/Region/Erfahrung.
– „Je nach Aufgaben-Scope und Standort sehe ich mich bei 58–64 k EUR p. a.; Start ab 01.09. möglich.“
– Keine Rechtfertigungen, keine Entschuldigungen – sachlich, selbstbewusst.
Vollständigkeit plus Relevanz – mit System
Dein Kapitel 5 ist on point: Belege ja, Überladung nein.
Ergänze eine Anlagen-Logik:
- Pflicht: Lebenslauf, relevante Zeugnisse, Zertifikate.
- Optional: 1-seitige Projektübersicht, Portfolio/Code-Links, Referenz-Kontakt (nach Rücksprache).
- Weglassen: Uralt-Bescheinigungen, irrelevante Kurse.
So bleibt die Mappe schlank und hochrelevant.

Online-Reputation & „Social Proof“
Viele Personaler werfen einen Blick auf LinkedIn/XING, persönliche Website, Instagram, Facebook oder Publikationen.
– Micro-Proofs erhöhen Vertrauen: Fachartikel, Meetup-Talk, Open-Source-Issue, kleines Side-Project.
– Marken- und Vertrauenssignale – Rezensionen, Erwähnungen, Branchenzitate – stärken den Gesamteindruck, weil sie externe Bestätigung liefern.
Sprache, Stil, Struktur – kleine Dinge mit großer Wirkung
– Kurze, klare Sätze, aktive Verben, konkrete Substantive.
– Keine internen Abkürzungen ohne Erklärung.
– Jede Überschrift hält, was sie verspricht; jeder Absatz liefert abgeschlossene Information.
– Saubere Rechtschreibung und ein produzierter Gesamteindruck sind Qualitätsmerkmale – genau das prüfen Leser implizit.
Follow-up, aber mit Mehrwert
Nach ca. 10 Werktagen freundlich nachfassen – kurz, konstruktiv, nutzenorientiert:
„Gibt es noch Informationen, die ich zur Bewertung meiner Eignung beisteuern kann? Gern sende ich eine Kurzpräsentation zum Projekt XYZ.“
So bleibst du präsent, ohne Druck aufzubauen.

Praktische Bausteine
- A) Einleitungssätze ohne Floskeln
- „Ihre Ausschreibung für [Rolle] adressiert genau die Themen, die ich in [aktuelles Umfeld] seit [Zeitraum] vorantreibe: [Thema 1], [Thema 2] – mit messbaren Ergebnissen ([Kennzahl]).“
- „[Unternehmen] verbindet [Branche] mit [Technologie/Ansatz]. Genau dort lag mein Schwerpunkt im Projekt [Name]: [Aktion], Ergebnis: [Wert].“
- B) 3-Bullets-Impact (pro Station)
- „Onboarding-Prozess neu strukturiert → Time-to-Productivity −28 % (3 → 2,2 Monate).“
- „Kundenfeedback-Schleife eingeführt → NPS +12 Punkte binnen 2 Quartalen.“
- „SQL-Reporting automatisiert → 4 Std./Woche Teamzeit frei, Fehlerrate halbiert.“
- C) ATS-Check in 60 Sekunden
- Enthält das PDF echten Text?
- Haben Überschriften eine klare Hierarchie?
- Sind Jobtitel und Skills als Text (nicht im Bild)?
- Stimmen Zeiträume, Firmennamen, Orte überall überein?
- Dateinamen und Dokumenttitel sauber gesetzt? (Siehe oben.)
- D) Häufige K. O.-Kriterien (schnelle Selbstprüfung)
- Unsaubere Unterlagen (Knicke/Scans/alte Mappen).
- Foto/Design dominieren den Inhalt.
- Widersprüche zwischen Lebenslauf und Profilen.
- Floskeln ohne Beispiele.
- Reine Aufgabenlisten statt Ergebnisse.
- Überladene Anlagen.
- Falscher Ansprechpartner/Unternehmensname.
- Unklare Rolle/Position im Projekt.
- Fehlende Kontaktdaten.
Kurz notiert: Warum klare, abgeschlossene Absätze doppelt wirken
In vielen Unternehmen werden Bewerbungen heute sowohl von Menschen als auch von Systemen quer-gelesen. Eigenständige, informative Absätze werden eher als relevante „Bausteine“ erkannt und korrekt in Entscheidungen oder Zusammenfassungen einbezogen – genau deshalb lohnt sich diese Struktur konsequent.
Gleichzeitig gilt: Sorgfalt und Verständlichkeit sind Kernkriterien für hilfreiche, vertrauenswürdige Inhalte – das bewertet man auch bei Bewerbungsunterlagen.
Mehr Ratgeber, Anleitungen und Tipps für Arbeitnehmer und Arbeitgeber:
- Wie denken Beschäftigte über längere Arbeitszeiten?
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Thema: Worauf achten Personaler bei einer Bewerbung?
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Über uns
- Wie denken Beschäftigte über längere Arbeitszeiten? - 13. August 2025
- Streik, Warnstreik, Generalstreik: Was ist was? - 11. Juli 2025
- Ist ein generelles Handyverbot am Arbeitsplatz zulässig? - 13. Juni 2025