Nach der Elternzeit zurück in den Job – Infos und Tipps, 1. Teil
Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, möchten oder müssen viele Frauen ins Berufsleben zurückkehren. Doch vor allem nach einer längeren Auszeit gestaltet sich die Jobsuche mitunter schwierig.
Trotz aller Emanzipation:
Auch heute noch sind es vor allem die Mütter, die nach der Geburt ihres Kindes in Elternzeit gehen und sich um den Nachwuchs kümmern. Auch die Väter bleiben zwar immer häufiger zu Hause. Aber meist kehren sie schon nach wenigen Wochen in ihren Job zurück.
Im Unterschied dazu hängen viele Mütter ihre berufliche Karriere an den Nagel oder legen sie zumindest auf Eis und übernehmen für einen längeren Zeitraum die Rolle der Hausfrau und Mutter.
Wenn dann der berufliche Wiedereinstieg ansteht, gestaltet sich die Rückkehr in die Arbeitswelt aber oft schwieriger als gedacht. Wie also kann es gelingen, nach der Elternzeit zurück in den Job zu finden? Worauf gilt es zu achten? In einem zweiteiligen Beitrag haben wir viele Infos und Tipps zusammengestellt.
Hier ist Teil 1.
Inhalt
Das klassische Rollenmodell
Wenn es um die Aufgabenverteilung in der Familie geht, ist in Deutschland die klassische Rollenverteilung nach wie vor Spitzenreiter. Eine bei statista veröffentliche Umfrage zeigt, dass es fast immer die Väter sind, die berufstätig bleiben, während sich die Mütter um die Kinder und den Haushalt kümmern.
Ein zweites, inzwischen recht verbreitetes Modell ist, dass beide Elternteile arbeiten gehen und sich die Kinderbetreuung teilen. Dass die Mutter berufstätig bleibt und der Vater ausschließlich oder nebenher für die Versorgung von Kindern und Haushalt zuständig ist, ist die Ausnahme. Konkret verteilen sich die Rollen so:
[Elternzeit]
Es sind also nach wie vor in erster Linie die Mütter, die nach der Geburt ihres Kindes die Berufstätigkeit aufgeben oder beruflich zumindest kürzer treten. Gleichzeitig fühlen sich die Familien mit diesem klassischen Modell offensichtlich recht wohl.
Denn in Umfragen wird immer wieder angegeben, dass die ideale Rollenverteilung so aussieht, dass der Mann das Geld verdient, während sich die Frau um die Familie und den Haushalt kümmert und eventuell zusätzlich in Teilzeit arbeitet.
Andererseits werden die beruflichen Auszeiten zunehmend kürzer. Viele Mütter möchten oder müssen aus finanziellen Gründen früher in den Job zurückkehren. Gibt es entsprechende Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber und lässt sich ein passendes Arbeitszeitmodell finden, ist die Rückkehr in den Beruf oft auch recht unproblematisch möglich. Deutlich schwerer wird es, wenn die Berufstätigkeit komplett an den Nagel gehängt wurde. Und je länger die Elternzeit war, desto schwieriger ist es, beruflich wieder Fuß zu fassen.
Nach der Elternzeit zurück in den alten Job
Die Regelungen rund um die Elternzeit haben dazu geführt, dass viele Arbeitsverträge bestehen bleiben. War die Mutter vor der Geburt ihres Kindes berufstätig, kann sie so nach dem Ende der Elternzeit wieder an ihre frühere Arbeitsstelle zurückkehren und entweder ihren alten Job wieder aufnehmen oder eine vergleichbare Tätigkeit antreten.
Allerdings sollte die Mutter die Elternzeit nicht als längeren Urlaub vom Job verstehen. Denn selbst wenn sie nur ein paar Monate zu Hause geblieben ist, kann sich in der Zwischenzeit viel verändert haben. Damit die Mutter den Anschluss nicht verliert und sich schnell wieder in ihrem Job zurechtfindet, sollte sie deshalb auch während der Elternzeit
- regelmäßig Kontakt zum Arbeitgeber und den Kollegen halten,
- wichtige Änderungen und große Projekte im Blick behalten,
- nach Möglichkeit anbieten, stundenweise als Krankheits- oder Urlaubsvertretung einzuspringen und an wichtigen internen Schulungen teilzunehmen,
- frühzeitig ihre Rückkehr planen, indem sie den Zeitpunkt und die künftigen Arbeitszeiten mit ihrem Arbeitgeber abspricht und die Betreuung des Kindes organisiert.
Auf diese Weise signalisiert die Mutter zum einen Engagement und Interesse. Zum anderen bleibt sie auf dem Laufenden, was den Wiedereinstieg sehr viel leichter macht. Klinkt sich die Mutter hingegen komplett aus, muss sie nach ihrer Rückkehr in den Job schlimmstenfalls wieder bei Null anfangen.
Nach der Elternzeit in einem neuen Job durchstarten
Natürlich ist gut möglich, dass die Mutter nach der Elternzeit nicht mehr an ihre alte Arbeitsstelle zurückkehren kann oder will. Vielleicht möchte sie die Rückkehr in die Berufswelt auch nutzen, um noch einmal ganz neu in einem völlig anderen Berufsfeld durchzustarten. Grundsätzlich ist der berufliche Wiedereinstieg nach der Elternzeit eine gute Gelegenheit und ein günstiger Zeitpunkt für eine berufliche Um- oder Neuorientierung.
Allerdings sollte die Mutter in diesem Fall bereits die Elternzeit nutzen, um ihren weiteren Berufsweg vorzubereiten. Denn die berufliche Orientierung beginnt nicht erst nach, sondern schon während der Elternzeit. Die Mutter sollte sich also frühzeitig Gedanken darüber machen, wie es für sie beruflich nach der Elternzeit weitergehen soll. Zudem sollte sie sich das notwendige Wissen für das neue Tätigkeitsfeld aneignen.
Dazu kann sie sich in Eigenregie informieren, üben und durch Fachliteratur arbeiten. Sie kann Online-Lernprogramme absolvieren, Kurse belegen oder Fortbildungen besuchen. Möglicherweise kann sie auch erste Kontakte knüpfen und einen Minijob antreten.
Am Ende ist vor allem eines entscheidend: Für die späteren Bewerbungen ist es ein großer Pluspunkt, wenn die Elternzeit nicht nur als Lücke im Lebenslauf erscheint, sondern die Mutter aufzeigen kann, dass sie auch während der Elternzeit ihre berufliche Zukunft nicht aus den Augen verloren und sich aktiv darum bemüht hat. Das gilt umso mehr, je länger die berufliche Auszeit war.
Wiedereinstieg nach der Elternzeit mithilfe der Arbeitsagentur
Muss oder möchte die Mutter nach der Elternzeit einen neuen Arbeitsplatz suchen, kann sie sich Unterstützung von der zuständigen Arbeitsagentur holen. Hier gibt es inzwischen spezielle Beratungsangebote und Programme für Frauen, die nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren möchten. Vor allem Mütter, die alleinerziehend oder schwer zu vermitteln sind, sollen von den Maßnahmen profitieren.
Grundsätzlich sollte sich die Mutter möglichst früh mit der Arbeitsagentur in Verbindung setzen und einen Beratungstermin ausmachen. So kann sie gemeinsam mit dem Sachbearbeiter einen Plan ausarbeiten, wann, wie und in welchem Beruf der Wiedereinstieg erfolgen soll.
Die Wiedereinstiegsprogramme für Berufsrückkehrerinnen dauern meist zwischen sechs und zwölf Monaten und können sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit absolviert werden. Während die Mutter an der Maßnahme teilnimmt, kann sie einen Zuschuss für die Kinderbetreuung erhalten. Einige Arbeitsagenturen haben sogar eigene Betreuungsplätze geschaffen, so dass die Kleinen versorgt sind, während die Mütter ihren beruflichen Wiedereinstieg vorbereiten. Nachfragen kann sich also lohnen.
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