Einen Karriererückschritt als Chance nutzen
Ob der Wechsel von Vollzeit in Teilzeit, eine Abstufung in der Position, weniger Verantwortung oder der Quereinstieg in eine andere Branche mit einem geringeren Einkommen: Ein Rückschritt in der Karriere ist oft ein heikles Thema. Denn in einer Arbeitswelt, die darauf ausgerichtet ist, die Karriereleiter stetig nach oben zu klettern, ist ein Schritt zurück negativ behaftet und wird oft eher mit einem Scheitern in Verbindung gebracht.
Dabei kann es sehr gute Gründe geben und genau die richtige Entscheidung sein, den umgekehrten Weg zu gehen. Wir erklären, warum und wie du einen bewussten Karriererückschritt als Chance nutzen kannst:
Inhalt
Ein Schritt zurück auf der Karriereleiter und das Peter-Prinzip
Zunächst einmal ist wichtig, dass du die negative Konnotation des Wortes „Rückschritt“ beiseitelegst und dich stattdessen auf die persönlichen und beruflichen Vorteile konzentrierst, die sich für dich ergeben.
Für einen erfolgreichen Kurswechsel kommt es darauf an, dass du deine Entscheidung bewusst triffst, sorgfältig planst und mit dem notwendigen Selbstvertrauen angehst.
Die heutige Arbeitswelt ist so vielfältig und bietet so viele Möglichkeiten, dass Karrierewege jenseits des klassischen Aufstiegs genauso ihre Berechtigung haben.
Der Lehrer, Sozialberater, Schulpsychologe und Autor Laurence J. Peter beschrieb mit dem sogenannten Peter-Prinzip, wie Mitarbeiter in Hierarchien so lange aufsteigen, bis ihre Unfähigkeit erreicht ist.
In der Praxis heißt das, dass jemand, der gute Arbeit leistet, befördert wird. Jemand, der seinen Job weniger gut macht, wird zwar nicht befördert, aber in aller Regel auch nicht zurückgestuft.
Die Folge davon ist, dass viele Führungspositionen von Leuten bekleidet werden, die in der vorhergehenden Position besser aufgehoben waren.
Ein Downgrading wird oft als peinlich empfunden. Dabei spricht es eigentlich für etwas Positives, nämlich eine realistische Selbsteinschätzung. Ein Ingenieur zum Beispiel stößt oft auf wenig Verständnis, wenn er seine Führungsposition aufgeben will, um sich auf einen bestimmten Aufgabenbereich zu spezialisieren.
Aber nicht jeder, der in seinem Spezialgebiet einen hervorragenden Job macht, ist eben auch gut darin, in der nächsthöheren Karrierestufe ein Team zu leiten.
Vor diesem Hintergrund kann das Peter-Prinzip ein Argument für einen bewussten Karriererückschritt sein. Denn lieber hast du eine Arbeit mit Aufgaben, die dir gut liegen, die du beherrschst und in denen du aufgehst, als einen Job, den du gerade so irgendwie hinbekommst.
Auch Arbeitgeber sollten es zu schätzen wissen, wenn du offen einräumst, dass bestimmte Tätigkeiten überhaupt nicht dein Ding sind.
Der Fokus auf deine Ziele
Um die Entscheidung für oder gegen einen Karriererückschritt zu treffen, geht es im Kern darum, dass du dir deiner eigentlichen Karriereziele bewusst wirst. Oft drehen sich die Gedanken bei einem Rückschritt auf der Karriereleiter nur um die negativen Auswirkungen wie ein geringeres Einkommen oder weniger Ansehen.
Umso wichtiger ist, dass du dich intensiv mit deinen Zielen, Vorstellungen und Wünschen auseinandersetzt. Was willst du beruflich wirklich erreichen? Was ist dir ein Anliegen? Welche Aufgaben und Tätigkeiten erfüllen dich?
Ein Karriererückschritt kann deine Chance sein, dich beruflich neu zu orientieren und den Job zu finden, der dich tatsächlich glücklich macht. Er kann dir Türen öffnen, an die du so noch gar nicht gedacht hast.
Nimm dir die Zeit, um deine Prioritäten zu definieren. Machst du wirklich einen großen Schritt rückwärts oder ist es eher eine vorübergehende Umstellung, die dich langfristig voranbringt?
Was manchmal wie ein Rückschritt wirkt, schafft in Wahrheit die Basis für einen nachhaltigen Fortschritt. Deshalb solltest du klar benennen können, was deine Beweggründe für den Wunsch nach einer Veränderung sind.
Führe dir für dich vor Augen, in welcher Position du dich langfristig siehst, und das frei von den gesellschaftlichen Erwartungen an eine typische Karriere.
Geht es dir um eine ausgeglichenere Work-Life-Balance? Suchst du nach einem Umfeld, in dem du zufriedener bist? Motiviert dich die Aussicht auf eine Arbeit, in die du dich persönlich stärker einbringen kannst?
Ein Karriererückschritt zeugt weder von Überforderung noch von Schwäche, sondern kann ein notwendiger Schritt in Richtung authentisches Arbeiten sein. Bleibe deshalb offen und flexibel, um dein Berufsleben nach deinen Wünschen zu gestalten.
Bewerbung mit überzeugenden Argumenten
Auch wenn du gute Gründe für deinen Karriererückschritt hast, brauchst du bei Bewerbungen die richtige Strategie. Denn wenn du dich um eine niedrigere Position bewirbst, musst du deine Unterlagen so anpassen, dass klar wird, warum ausgerechnet du die ideale Besetzung für die ausgeschriebene Stelle bist.
Dabei solltest du immer im Hinterkopf haben, dass sich ein Arbeitgeber darüber wundern wird, dass du die Karriereleiter statt nach oben nach unten gehen willst.
Wie bei jeder anderen Bewerbung solltest du zuerst analysieren, welche Qualifikationen, Kenntnisse und Fertigkeiten die Stelle erfordert. Hebe dann die Kompetenzen hervor, die im neuen Job besonders gefragt sind. Natürlich musst du deine bisherige Tätigkeit im Lebenslauf erwähnen.
Trotzdem solltest du darauf achten, dass du nicht überqualifiziert wirkst. Denn dann könnte der Arbeitgeber befürchten, dass du schnell gelangweilt oder so unterfordert sein wirst, dass du das Unternehmen wieder verlässt.
Es gilt also, glaubhaft zu machen, dass du dir den Schritt sehr genau überlegt hast und es gute Gründe für die vermeintliche Verschlechterung gibt.
Konzentriere dich in der Bewerbung auf das fachliche Know-how und die beruflichen Erfolge, die zur neuen Rolle passen. Hattest du zum Beispiel im alten Job Verantwortung für Mitarbeiter, verlangt die neue Position aber keine Führungsqualitäten, brauchst du nicht großartig darauf einzugehen.
Am Ende geht es darum, dass der Arbeitgeber nachvollziehen kann, warum deine berufliche Entscheidung aus deiner Sicht richtig und logisch ist.
Dann wird er den Karriererückschritt nicht als Nachteil deuten, sondern als einen authentischen und mutigen Entschluss, einen unkonventionellen Berufsweg zu gehen, hinter dem du voll und ganz stehst.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Schluss mit Homeoffice, längere Arbeitszeiten: Welche Folgen ergeben sich daraus für unsere Gesundheit?
- Hilfreiche Strategien bei Schicht- und Nachtarbeit
- Warum es sich lohnt, behinderte Mitarbeiter einzustellen
- Eine Kündigung im Vorstellungsgespräch richtig begründen
- Ist ein Vorstellungsgespräch während der Arbeitszeit erlaubt?
- Was tun, wenn der Arbeitgeber insolvent ist? 2. Teil
- Was tun, wenn der Arbeitgeber insolvent ist? 1. Teil
- Was tun, wenn der Arbeitgeber das Unternehmen verkauft?
Thema: Einen Karriererückschritt als Chance nutzen
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns